Beitrag in »ProfiFoto« 6-2015

Profi-Equipment für Professionals: Viel hilft viel?
Schießt Geld Tore? Oder anders gefragt: macht eine teure Kamera »andere« sprich »bessere« Bilder? Kann sich der Fotograf durch teures Equipment letztendlich eine bessere Bildqualität erkaufen? Oder reicht dank RAW-Format und Nachbearbeitungsoptionen das günstige Equipment aus der zweiten Reihe?

1) Genau so wenig wie der Koch nach seinen Töpfen beurteilt wird, sollte der Fotograf aufgrund seines Equipments beurteilt werden. Das stellt sich in der Praxis allerdings anders dar: Jeder Profi kennt die Frage nach der Kamera, mit der das Bild gemacht wurde. Aber ist diese Frage relevant? Wie groß sind noch die Unterschiede in der Bildqualität zwischen einer Einsteiger- und einer Profikamera?

Einem »unbedarften« Auftraggeber wird eine professionell wirkende Kamera – also am besten groß und mit vielen Knöpfen – vielleicht das Gefühl geben, es mit einem ernstzunehmenden Profi zu tun zu haben.
Auftraggeber mit etwas mehr Hintergrundwissen werden aber auf andere Dinge Wert legen: Souveräne Planung und Abwicklung einer Produktion, gelungene Umsetzung des Briefings und ein Endergebnis, das die Erwartungen im Idealfall übertrifft. Wichtiger als Aufnahmeformat oder gar Kameramarke ist die jeweilige Bildsprache des Profis. Wenn ich als Auftraggeber einem Fotografen vertraue, dann kann er meinetwegen auch mit einer exotischen Hobby-Knipse arbeiten, wenn er diese, im speziellen Fall, für das geeignete Werkzeug hält.

2) Bei Lichtformern beispielsweise reicht die Spanne für ein Beauty-Dish von 39 bis 599 Euro. Brauchen Professionals auch tatsächlich teures Profiequipment oder reicht auch die vermeintlich günstigere Alternative?

Es gibt sicher Aufnahmesituationen, bei denen ich anhand der Ergebnisse kaum einen Unterschied zwischen einer mehr oder weniger professionellen Ausrüstung bemerken werde. Wenn ich allerdings für möglichst viele Anforderungen gerüstet sein will, dann hilft mir ein – insbesondere im Hinblick auf die Qualität der Objektive – möglichst professionelles Equipment. Mit einfacher Ausrüstung bin ich mitunter gezwungen, kreative Umwege zu finden, die durchaus ihren Reiz haben können. Wenn ich Zeit und Lust zum Experimentieren habe, kann ich, insbesondere beim Licht, mit einfachen Mitteln überraschend gute Ergebnisse erzielen und vielleicht Stimmungen erzeugen, die ich mit perfektem Equipment nicht realisiert hätte.
Natürlich hat auch das Genre, in dem ich arbeiten möchte, einen Einfluss auf die Wahl der Ausrüstung. Für romantische Porträts reichen zur Not ein, zwei günstige Objektive. Wenn ich aber beispielsweise Architektur auf hohem Niveau fotografieren oder viele verschiedene Genres abdecken möchte, dann werde ich mich, was meine Ausrüstung betrifft, in »höheren Sphären« bewegen müssen.

3) Was zeichnet professionelles Equipment aus? Welches Equipment sollte unbedingt professionalisiert werden? Wo gibt es Handlungsbedarf?

Mal abgesehen von Selbstverständlichkeiten (langlebig, zuverlässig, robust, technisch top), kann es nicht schaden, wenn man gerne mit seiner Ausrüstung arbeitet (Design, Bedienung). Von Seiten der Hersteller wünsche ich mir Sensoren mit (noch) größerem Dynamikumfang, auch unterhalb des Mittelformats. Ansonsten gibt es genug Auswahl für jeden Zweck. Und teures Equipment, das ich nur ein Mal im Jahr brauche, muss ich nicht unbedingt besitzen. Es ist selten, dass die Zeit nicht zum Mieten reicht.
Zusammengefasst: Professionelles Equipment macht aus einem schlechten Fotografen keinen guten. Einem guten Fotografen ermöglicht exzellentes Equipment aber professionelle Ergebnisse für ein breiteres Aufgabenspektrum.